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Plan B(ildung) oder: Lehrerausbildung neu denken

Nach den Mutausbrüchen meiner Freundinnen Carmen und Anna, die schonungslos über ihr Referendariat berichteten, habe ich heute auf meinem Instagram-Account spontan meine Gedanken zur Lehrerausbildung kund getan. Hätte ich eigentlich schon mal eher tun können, denn das liegt mir schon eine ganze Weile auf dem Herzen.

Warum folgen wir nicht dem Beispiel anderer europäischer Länder und verzahnen das Studium mehr mit der Praxis? Duale Studiengänge sind in anderen Berufszweigen selbstverständlich – warum nicht im Lehramtsstudium? Der Elementarbereich macht es uns vor: Berufsschule + Arbeit in der Kita im Einklang. Ganz selbstverständlich. Aber nein, wir Lehrer müssen erst mal viel Theorie pauken und lernen frontal und langweilig, wie man am besten offen und unterhaltsam unterrichtet – theoretisch. Dass dies mit dem späteren Berufsalltag oft wenig gemein hat, brauche ich euch nicht zu sagen. Denn die meisten von euch haben so ihre Ausbildung „genossen“. Nicht falsch verstehen, ich erinnere mich gerne an meine Studienzeit zurück – aber so richtig gebracht, haben mir nur die Praktika. Die waren zu meiner Zeit noch etwas ausführlicher und ich konnte viel lernen.

Folgt dann „endlich“ das Referendariat, muss es auf einmal ganz schnell gehen. In kürzester Zeit von der Theorie zur Praxis. Die Ausbilder*innen wollen Fortschritte sehen – zackzack! Innerhalb von 12-15 Monaten bitte! Die „Lehrerpersönlichkeit“ wird punktuell beschaut und beanstandet. Nein, natürlich hat die Lehrerpersönlichkeit nichts mit der eigenen Persönlichkeit zu tun. Nein, ich stehe da vorne doch nur als leere Puppe und lasse meine eigentliche Persönlichkeit daheim. Klar. Und nein, es läuft glücklicherweise nicht immer so. Aber – wie man den Reaktionen auf die Beiträge von Carmen und mir lesen konnte – zu oft.

Das könnte durch ein duales Studium, in dem Studierende von vornherein einen Tag pro Woche in den Schulen verbringen anders laufen. So hätten die angehenden Lehrer*innen die Zeit und die Muße sich auszuprobieren, sich zu entwickeln. Selbst wenn man dabei merkt, dass der Beruf doch nicht passt, hat man Zeit, sich rechtzeitig nach Alternativen umzuschauen. Viele Referendariate werden aus den unterschiedlichsten Gründen abgebrochen. Da hat man ewig studiert, den Master absolviert um dann von vorne anzufangen. Unnötig.

Den Schulen käme personelle Unterstützung zu Gute. Der Traum vom Teamteaching würde Realität werden. Fordern und Fördern gelingt und die Studierenden bekommen von Anfang an Inspirationen und können diese für ihr Studium sinnvoll nutzen. Sie lernen praktisch, wie man praktisch lernt. Sie können sich umschauen, Schulen wechseln, sind nicht auf ein System beschränkt, bei dem es vielleicht nicht so gut läuft. Sie lernen unterschiedliche Lehrerpersönlichkeiten kennen, finden sich selbst.

Studienseminare und Universitäten könnten gemeinsame Sache machen. Die Fachleiter betreuen und bereiten den Schulunterricht mit. Hospitiert man anfangs nur, wird der Anteil an eigenverantwortlichen Stunden Stück für Stück erweitert – bis hin zum vollständigen Einsatz an den Schulen. Dann ergibt eine Verkürzung des Vorbereitungsdienstes auch Sinn, denn es wurde wertvolle Vorarbeitung geleistet.

Warum nicht Plan B(ildung)? Lasst uns gemeinsam Schule machen! #herzmachtschule

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