Ich mag es, jahrgangsübergreifend zu unterrichten. Auch wenn es jedes Mal eine Herausforderung ist und ich mich bis zu den Herbstferien frage: „Warum tust du dir das an?“ Und jedes Mal denke ich nach den Herbstferien: „Wie schön, dass ich eine jahrgangsübergreifende Klasse unterrichten darf!“
Mittlerweile habe ich zum 3. Mal eine Kombiklasse.
Meine aktuellen Herausforderungen:
- zum ersten Mal 2/3 in Kombination
- da gibt es so eine flächendeckende Pandemie, die dazu führte, dass die Kinder sehr unterschiedlich in ihrem Lernprozess sind: Im Grunde unterrichte ich nicht 2/3, sondern 1-4.
- Gesprächsregeln sind durch Distanzlernen nicht so eingeprägt worden, wie in den Jahren zuvor. Wir üben also Zuhören und nicht dazwischen zu rufen. Gefühlt gebe ich jedem der Kids einzeln einen Arbeitsauftrag. Die Kids sind Plenumgespräche wenig gewöhnt und warten eigentlich nur darauf, endlich eine Aufgabe zu bekommen, diese zügig abzuarbeiten, um dann spielen zu dürfen —> Homeschooling lässt grüßen!
- Differenzierung muss so realisiert werden, dass die Leseherausforderung von Arbeitsaufträgen etc. von allen geleistet werden kann
So. Ich nehme die Herausforderungen an. Ich nehme es an, dass ich nicht alles auf einmal lösen kann. Ich nehme es an, dass meine Kräfte Grenzen haben. Und genieße …
die Glanzmomente:
- ich mag es, dass die Kids noch so kindlich sind. Ich kann schöne Kinderlieder laufen lassen, ohne dass es „uncool“ ist. Sie freuen sich über Ausmalbilder und finden es lustig, wenn ich meine Stimme verstelle oder Blödsinn mache. Sie freuen sich über „Keks“ (Löwenzähnchen) und hören gespannt zu, wenn ich ihnen vorlese
- ich freue mich, dass ihnen das Lernen mit mir scheinbar Spaß macht. Das bekomme ich zumindest als Rückmeldung. Da sie mir gegenüber auch Kritik äußern, gehe ich davon aus, dass sie es ernst meinen.
- ich bin stolz auf jeden kleinen und größeren Meilenstein. Ich schreibe sie mir auf, denn sie beruhigen mich, wenn es mal nicht so gut klappt.
Ich habe ganz viele eurer Fragen zum fächerübergreifenden Unterricht in einem sehr ausführlichen Artikel beantwortet. Du findest ihn beim Grundschul-Blog von Klett. Ich hoffe, dass ich euch damit ein bisschen unterstützen, inspirieren und beruhigen kann. Außerdem findest du bei Fobizz ein Interview von mir.
Du sprichst mir aus der Seele. Ich unterrichte seit fünfzehn Jahren jahrgangsgemischt 1/2 und dieses Jahr ist es eine besonders große Herausforderung. Besonders das Thema Arbeitsanweisung ist echt heftig. Gute Nerven und gutes Durchhalten bis zu den Herbstferien.
Vielen Danke für deinen Kommentar! Ja, man muss sich eingrooven.