Es war abzusehen. Ich wusste es seit den Sommerferien. Irgendwann wird der Moment kommen, an dem ich sagen muss: „Kinder, packt eure Sachen zusammen. Ich glaube, wir sind bald im Homeoffice.“
Zugegeben: Ich war vorbereitet. Habe seit den Sommerferien mit Fachplänen gearbeitet. Falls jemand ausfällt. Oder ich. Transparenz ist wichtig, damit die Kinder und Eltern wissen, woran sie gerade sind. Wir haben wöchentlich geübt, Arbeitsergebnisse abzufotografieren und per Mail zu versenden. Wir haben in der Schule Webkonferenzen abgehalten. So waren wir dann gewappnet, als es tatsächlich ins Homeoffice ging.
Gerne möchte ich unsere Vorlagen für eine spielerische Webkonferenz an euch weitergeben. Außerdem habe ich euch 10 Tipps für eine gelungene Webkonferenz zusammengestellt. Ich vermute, dass wir auch nach der Pandemie immer mal wieder in Situationen kommen, bei denen wir mit Kindern Webkonferenzen halten werden.
Tipps für eine gelungene Webkonferenz
1. Die Präsentation: Vorbereitung ist das A und O. Bereite eine Präsentation in PowerPoint oder Keynotes vor. Berücksichtige die Bereiche, die du auch im Arbeitsplan thematisiert hast. Komprimiere die Bilder für den Bildschirmmodus, dann wird die Datei nicht so groß und lässt sich leichter abspielen. Exportiere anschließend deine Präsentation in PDF. Sicher ist sicher.
2. Übe mit deiner Familie oder deinen Freunden! Mehrfach! Dann fühlst du dich sicher und das wirst du auch ausstrahlen! Herr Friederich und ich haben vorab einfach alle Teambesprechungen über die Webkonferenz-Plattform abgewickelt.
3. Spielerische Inhalte hemmen den „fragend entwickelten Unterricht“: Nichts ist langweiliger als: „Wer kann mir sagen, zu welcher Wortart „freuen“ gehört?“ Besser: Lies verschiedene Wortarten vor und verabrede mit deinen Schülern Bewegungen. Bei Nomen: Nase fassen, bei Verben darfst du mir ausnahmsweise den Vogel zeigen und bei Adjektiven hebst du deinen Arm. Kommt super an und alle sind dabei.
4. Nonverbale Impulse: Oft sage ich in der Klasse: „Wer fertig ist, macht die Brezel!“ -> die Kinder verschränken die Arme. Klappt auch in der Videokonferenz! Und nein, du musst nicht jedes einzelne Kind mit einer Differenzierung bei Laune halten. Brezelmachen tut es auch!
5. Starte mit einer Fragerunde! Ähnlich wie im „offenen Anfang“ im regulären Schulalltag starte ich auch in einer Webkonferenz mit einem „offenen Anfang“. Ich bin einfach 15 Minuten früher da und betreibe Smalltalk. Vorteil: Die Kinder können ankommen. Technische Probleme können in Ruhe geklärt werden und durch den gestreckten Beginn fällt auch nicht gleich das System aus.
6. Sozialformen differenzieren. Während ich anfangs noch vorlesungsartige Konferenzen hielt, setze ich mittlerweile auf Gruppenarbeit in so genannten „Breakoutrooms“. Genauso wenig, wie ich für Frontalunterricht geeignet bin, so komme ich auch mit dem fragend-entwickelten Unterrichtsgespräch zurecht. Ist einfach nicht mein Ding. Mit den Breakoutrooms funktioniert es. Ich gebe den Kleingruppen Aufträge, ordne sie entsprechend den Räumen zu und lasse sie mal machen. Ich kann jederzeit „lauschen“ und mich einklinken.
7. Bereite ein Skript zur Webkonferenz vor, das die Kinder bereits mit ihren Arbeitsmaterialien bekommen. So können auch Kinder mitlesen, die die Webkonferenz vielleicht mit dem Smartphone verfolgen und daher nur einen kleinen Bildschirm vor sich haben. Zudem haben sie so die Möglichkeit, sich Notizen zu machen.
8. Schreibe auf die erste Folie deiner Präsentation, was die Kinder an Arbeitsmaterialien benötigen. So können sie sich alles vor Beginn der Webkonferenz richten.
9. Nutze die Lobby. Das musst du dir wie das Warten vor einer verschlossenen Tür vorstellen. Du als Lehrer kannst entscheiden, wer reinkommen darf. Klingt banal, aber ich hatte schon den Fall, dass ein wildfremder Schüler vor meiner Tür stand! Wirklich wahr! Du kannst dies in den Raumeinstellungen regeln, wer kommen darf!
10. Unterbinde private Chats! Kopfkino: Die Kinder schreiben sich während der Konferenz untereinander private Chatnachrichten und du bekommst es nicht mit …
Ganz wichtig: Hab keine Angst! Die Kinder können das!
Wenn ich sehe, wie routiniert meine Klasse das Mikrofon an und ausschaltet, sich meldet, in den Chat schreibt … es rührt mich! Ja und es macht mich auch ein bisschen traurig. Diese wundervollen Kinder! Große Last auf kleinen Schultern.